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Aquarell auf Chinapapier
Das Malen mit Aquarell bzw. Gouache auf Chinapapier kam mir in prekärer Situation entgegen. Auf der einen Seite, transportabel, unaufwendig und platzsparend, ermöglicht es zum Anderen, ein langsames und „schweres“ Arbeiten, ähnlich dem mit Öl oder Tempera. Durch die stark saugenden Eigenschaften erscheint es eher wie ein Malen im, als auf dem Papier. Man kann in Schichten und Korrekturen arbeiten und notfalls, einfach eine weitere Lage Chinapapier auftragen.
[aus: Mappe 1998 - 2010]
   
     
Hören der Formen
„Die Formen sind da irgendwo im Raum und ich versuche sie zu erhaschen, besonders die Linien versuche ich zu hören, wie sie leise im Raum um mich herum säuseln und wispern. Ich notiere es und horche wieder, ob ich es auch richtig verstanden habe, lausche wieder und korrigiere ein klitzekleinwenig. Und so entsteht dann nach und nach etwas Natürliches, Kreatürliches, etwas wie von selbst Gewachsenes, nicht Gemachtes.“    
     
Trennung von Farbe und Zeichnung

Durch die Trennung von Farbe und Zeichnung, entstehen zwei Pole, zwischen denen sich das Bild ereignet. Auf der einen Seite die Farbe als Energie, als das „Formlose“, das aller Erscheinung innewohnt, auf der Anderen, die Zeichnung als das Intellektuelle, Schneidende, Formgebende.
Die Farbflächen haben daher kaum eine assoziative Form, keine Modellierung, sie sollen wenig, bis nichts mit dem Dargestellten zu tun haben, sie dürfen aber, gerne eine Grundstimmung, sagen wir einen „Klang“ erzeugen, der dem Motiv entgegenkommt. Die Zeichnung scheint ihrerseits, auf den ersten Blick nichts mit der Gestalt der Farbflächen zu tun zu haben, bezieht sich jedoch durchaus auf sie. Die Linien bilden eigene, möglichst abstrakte Formen, die ihre charakteristische Rhythmik und Melodie entwickeln, aber eben auch, Assoziationen einer Figuration ermöglichen, im Besonderen, wenn man sie in ihrer Beziehung zu den Farbflächen betrachtet. Das Bild entsteht im Raum, der sich durch diese beiden Gegensätze öffnet, wie ein Lichtbogen zwischen zwei Elektroden.
Oft ereignet sich während der Arbeit in den Bildern, so etwas wie eine eigene kleine Geschichte: Die mickrigen Kleckschen, die Augen und Nasenlöcher bezeichnen, bekommen Geschwister und dann erschreckt sich ein Kind an den umherschwirrenden Insekten. Andere Flecken werden plötzlich bunt und, so an eine mittelalterliche Notenschrift erinnernd, zur Inspiration der heiligen Cecilie. Ein Blick zurück, wie ein traumhaftes Bild aus der Vergangenheit, die Augen eines sich zum Betrachter, zu mir umblickenden Mädchens beim Ballspiel.
[aus: Mappe 2011 - 2016]

   
     
zu den Köpfen und Gesichter 2008 - 2015

„Die flüssige Farbe auf dem saugenden Papier entzieht sich etwas der Kontrolle. Die Ränder lösen sich auf, es bilden sich Zwischenräume. So entstehen „schwebende“ Farbwolken, diese öffnen die Fläche, lassen sie durchsichtiger erscheinen. Es ist als ob der „virtuelle“ Farbraum, der da entsteht, die Malfläche auflöst. So eine Art Dimensionen-Portal.“

„Die Formen sind da irgendwo im Raum, ich versuche sie zu erhaschen. Besonders bei der Linie, ist es als ob ich sie hören könnte. Wie es da leise im Raum, um mich herum säuselt und wispert. Ich notiere es und horche erneut, ob ich es auch richtig verstanden habe, überarbeite, lausche wieder und verändere erneut.“

„Wenn ich diese Farben oder diese Linien mache, ist das immer zuerst Nachdenken über das Bild als Fläche. Das Motiv wandert in den Hinterkopf. Augen und Nasen sind dann nur Kristallisationspunkte, für das Entstehen abstrakter Formen. Es geht um Aufteilungen, Trennungen, Gewichtungen und Energien. Das ganze folgt ja immer irgendwo seinen eigenen Gesetzen. So entstehen dann Themen und Variationen, Wiederholungen und Paraphrasen und Rhythmus“

„Irgendwann entwickelt das Bild eine Persönlichkeit. Zwischen den Stichen und Klecksen, den Linien und Flecken, blickt einen dann plötzlich jemand an. Oder man bemerkt, dass da eben etwas passiert ist, dass man unversehens Zeuge einer Geschichte, eines Ereignisses wurde.“

„Das Sujet ist nicht unwichtig. Es leistet dem rein Malerischen, dem Abstrakten Widerstand. Es entsteht Reibung. Dadurch wird das ganze konzentrierter, präziser. Die Formen werden reicher. Es entsteht eine zusätzliche Ebene. In der Spannung, von Darstellendem und Malerischem entsteht ein Raum, der beim Betrachter Platz für Assoziation lässt. Dieses Kippen gibt dem Gehirn den Anschein von Bewegung und Lebendigkeit.“

„Ursprünglich dachte ich es würde eine Äbtissin o.Ä. werden. Der Kopf hat doch etwas Mittelalterliches - irgendwie gotisch und das violett mit der Schlangenlinie links Außen hat doch was von einer Haube. Aber dann haben sich die kleinen Ovale verselbstständigt. Eigentlich sollten sie nur das Ohr rechts, sowie Nasenloch, Leberfleck und Grübchen bezeichnen, dann aber wurden sie bunt und purzelten und tänzelten von oben rechts durch ´s Ohr ins Bild herein, gleich einer Inspiration, wie Noten einer alten Notenschrift.“

   
     
zu Arbeiten ab 2014
Nun hatte ich indes das Gefühl, dass ich, bei dieser doch recht spröden Arbeitsweise beginnen würde, ein wenig „einzutrocknen“ und es wuchs bei mir das Bedürfnis, wieder etwas Sinnlicher zu Malen. Dennoch wollte ich die Trennung von Farbe und Linie beibehalten. Damit die Farben nicht zu leicht ins Narrative abrutscht, sollten sie keine Modellierungen durch Schwarz oder Weis enthalten: also nur die reinen Farben: Gelb, Rot, Blau, etc. Dadurch bezeichnet dann aber Gelb immer das höchste Licht, danach Orange und Grün, bis zu den Tiefen in Rot, Blau und Violett. Zu einem gewissen Teil übernimmt hier die Farbe ebenso die Aufgaben der Zeichnung, jedoch entzieht sie sich, durch das Zerfließen in der Papiermasse, der Kontrolle. Sobald die Farbe getrocknet, verlaufen und „eingesackt“ ist, hat sich das Bild stark verändert. Wenn auch in einer etwas anderen Art, so bildet hier die Linie dennoch einen Kontrast zur Farbe, allerdings eher in dem Sinn von Hart und Weich. Die Rolle der Linie für das Bildgefüge ist entscheidender als ihr Narrativ. So setzt die Zeichnung Akzente, die die Gesichter überraschend vitalisiert.
Bei den Händen hat es mich überrascht, wie stark und intensiv sie wirken, wenn man sie isoliert. Plötzlich bekommen sie etwas Metaphorisches, erzählen eine Geschichte, weisen weit über die bloße Darstellung hinaus. Es werden „sprechende Hände“. Neben dem Portrait ist die Hand sicher der bedeutendste Körperteil, in der Darstellung des Menschen als Person. Von neolithischen Handdarstellungen und Abklatschungen über die prominenten Hände der Renaissance, bis zu Bruce Naumann, etc, erzählen uns diese oft mehr vom Schicksal und Leben der Menschen als die gesamte Figur.
[Mappe 11-16]
   
     
     
     
     
     
     
     
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